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Tierrechtskreuzzug am Karsamstag



Der zur Tradition gewordene, jährliche Kreuzzug für Tierrechte fand auch 2014 am Karsamstag wieder statt, wenn auch in polizeilich eingeschränkter Form.

Eine Herabwürdigung der Religion?

Schaurige Kostüme, die die verantwortungslosen Angewohnheiten der Gesellschaft darstellen, Tiermasken, Kunstblut, Kreuze und Dornenkronen finden bei der Demonstration üblicher Weise Verwendung. Anlässlich Ostern tragen bei dem Demozug als Schlachtvieh verkleidete AktivistInnen für gewöhnlich Kreuze und eine Dornenkrone, um zu verdeutlichen, wie Tiere täglich für Ernährungssünden der privilegierten Menschen sterben und gequält werden. Damit wollen die AktivistInnen vor allem zeigen, dass Nutztiere täglich in Schlachthäusern symbolisch gekreuzigt werden, weil Gier noch immer der vorherrschende Lebensstil vieler Menschen ist. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ wird zugunsten der Fleischmassenproduktion sehr ausgedehnt.

Obwohl sogar einige Katholiken und TheologInnen, davon auch einige unter den Demonstrierenden, diese Darstellung im Zusammenhang mit Tierrechten nicht als Blasphemie interpretieren, schätzt die Versammlungsbehörde dies als Herabwürdigung religiöser Lehren laut §188 StGB ein.

Mittels Bescheid wurden somit die Kreuze bei der Demo untersagt.

Bei der  Streitfrage, ob die Verwendung von Kreuzen im Zusammenhang mit Tierrechten nun eine Herabwürdigung sei, ist bereits nach früheren Anklagen geklärt worden, dass dies keine Herabwürdigung darstellt. Gegen den Bescheid wird daher Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht eingelegt werden.

Trotz des Verzichts auf die Kreuze war die Demonstration voller verschiedener Eindrücke gestaltet. Schilder, Transparente, Kostüme, Demosprüche, Trommelrythmen und Informatives fanden bei der Demo Verwendung.

Konsequenzen des Fleischkonsums und die Nachlässigkeit der Kirche wurden vor allem kritisiert.

Vor Geschäften, wie McDonalds und Nordsee, aber auch vor Kirchen wurde Halt gemacht, um lautstark einen ethischen Umgang mit Lebewesen zu fordern. Die Kirche wird damit keineswegs herabgewürdigt, sondern vielmehr kritisiert, wenig auf leidensfähige nicht-menschliche Tiere zu achten und auch nicht darauf, wie für die Nutztierhaltung sogar Menschen ausgebeutet werden. Nahrungsmittel werden, unter anderem, aus Hungerregionen exportiert, um diese an Nutztiere zu verfüttern, so dass unsere Gesellschaft den kurzen Gaumenkitzel von Schnitzel u.ä. erleben kann. Wenn 90% der Weltsojaernte in Futtertrögen statt auf Tellern endet, nennt man das nicht Nahrungsmittelverschwendung? Die pflanzlichen Kalorien, die Nutztiere zu sich nehmen, werden nur zu einem geringen Teil in tierliche Kalorien umgesetzt. Wenn wir die Welt ernähren wollen, ohne Rücksicht auf Profit, ist Fleischproduktion- und konsum verantwortungslos.

Die Demonstration fand auch Zustimmung in Linz unter den PassantInnen, die dies mit Applaus und Daumenhoch äußerten. Es schlossen sich sogar ein paar davon dem Demozug an, hielten Schilder und versuchen noch andere zu motivieren, teilzunehmen.

Es kam jedoch auch zu Übergriffen, die gegen AktivistInnen gerichtet waren.

Ein Mann reiste sogar aus Wien an, um die Autoreifen des Demoleiters zu zerstechen und den Lack zu zerkratzen (und verletzte sich dabei noch selbst). Er wurde dank aufmerksamer PassantInnen von der Polizei gefasst. Laut eigener Aussage wollte er so viel Schaden, wie möglich anrichten, weil er es nicht ertragen kann, dass Menschen sich für Tiere einsetzen (Siehe: http://www.respektiere.at/news700px.php?catid=&newsid=1294).

Ein anderer Mann, der den Demozug eine Weile zuvor schon verfolgt hatte, schlug einer Aktivistin sogar ins Gesicht und wurde von der Polizei daraufhin weggebracht.

Wie immer wurde die Demonstration also nicht von allen gern gesehen, denen die Darstellung zu blutig, zu „radikal“ oder übertrieben wirkte.

Die Aufgabe einer solchen Demonstration ist auch, nicht oberflächlich, sondern tiefergreifend (=radikal) zu sein, Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit und ihrem Alltag zu wecken und sie dazu aufzufordern und herauszufordern, nicht wie gewöhnlich wegzusehen, friedlich aber entschlossen und deutlich auf einen großen Missstand hinzuweisen und das in den Köpfen eingebrannte Bild des Tieres als Ausbeutungsmaterial und Ding zu provozieren. Das gefällt zunächst nicht allen Menschen, die aus Bequemlichkeit ungestört alten Gewohnheiten nachgehen wollen, wie sie jede/r aus dem eigenen Leben vermutlich kennt. Die Provokation dieses Weltbildes sorgt manchmal für Ärger, aber auch für inneren Konflikt, Diskussion und schließlich der Befassung mit einem unangenehmen Thema.

Deshalb ist auch besonders jenen zu danken, die es wagen, herauszufordern, sich selbst und andere und somit den TeilnehmerInnen, der Demoleitung und den OrganisatorInnen dieses gesellschaftskritischen Events.