Haustiere

Auch wenn sogenannte „Nutztiere“ in unserer Gesellschaft besonders oft Opfer von tierquälerischen Haltungsformen sind, so müssen doch auch viele sogenannte „Heimtiere“ leiden.

So werden zum Beispiel viele Tiere gedankenlos vermehrt und dann „entsorgt“ – im besten Fall vor dem Tierheim, im schlimmsten Fall, indem sie ausgesetzt oder getötet werden. Dabei werden bereits bestehende Gesetze zum Schutz der Tiere ignoriert – so gilt in Österreich für alle freilaufenden Katzen, die nicht zur kontrollierten Zucht eingesetzt werden, die Kastrationspflicht. Dass das Ignorieren dieser Pflicht in Österreich noch immer als Kavaliersdelikt gilt oder den KatzenbesitzerInnen das Gesetz nicht einmal bekannt ist, führt alljährlich zu einer Schwemme an Katzenkindern, die auf schlimmste Arten getötet werden oder die österreichischen Streunerpopulationen trotz zahlreicher Kastrationsprojekte durch TierschützerInnen immer wieder aufs Neue wachsen lassen.

Doch nicht nur bei Katzen, auch bei allen anderen Heimtierarten führt die Vermehrung zu oft unverstellbarem Tierleid. In den österreichischen Tierheimen und Pflegestellen von Tierschutzvereinen warten unzählige ungewollte Tiere auf ein neues Zuhause. Selbst wenn sie für jedes junge Tier einen guten Platz finden (was meist schwerer ist als gedacht), nimmt dieses einem Tier aus dem Tierschutz genau ein solches potentielles Zuhause weg.

Wenn du dich daher entscheidest, ein Tier in deinem Zuhause aufzunehmen, denke bitte daran, dich ausführlich über die Bedürfnisse dieses Tieres zu informieren und gib einem Tier aus dem Tierschutz eine (zweite) Chance. Dort suchen neben vielen erwachsenen Tieren, die für ErsthalterInnen einer Tierart übrigens meist die bessere Wahl sind, auch fast immer ungewollte Babys ein Zuhause. Dass Tiere aus dem Tierheim immer Verhaltensstörungen hätten, ist im Übrigen ein Gerücht – viele wurden einfach unüberlegt „angeschafft“ und danach unbequem oder zu zeitaufwändig, andere sind entlaufen oder wurden aufgrund geänderter Lebensumstände, Allergien oder auch dem Tod des Besitzers heimatlos. Insbesondere bei Pflegestellen von Tierschutzvereinen, die sich oft sogar auf bestimmte Tierarten spezialisiert haben, sind die Tiere häufig sogar besonders gut sozialisiert, da es sich bei den Pflegestellen meist um echte „Profis“ der jeweiligen Tierart handelt, die mit ausgesprochen viel Erfahrung, Engagement und Liebe bei der Sache sind.

Tierheime und Vereine in Oberösterreich, bei denen du „dein“ Tier finden kannst, sind zum Beispiel:

Katzen

Die Mindestanforderungen zur Haltung von Katzen nach dem österreichischen Gesetz sind:

  1. Katzen dürfen nicht in Käfigen gehalten werden. Eine Ausnahme stellt die kurzfristige Unterbringung der Tiere zur veterinärmedizinischen Behandlung dar.
  2. Die Anbindehaltung von Katzen ist auch kurzfristig nicht erlaubt.
  3. Werden Katzen in Gruppen gehalten, so muss für jede Katze ein eigener Rückzugsbereich vorhanden sein.
  4. Welpen dürfen erst ab einem Alter von über acht Wochen vom Muttertier getrennt werden. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Trennung aus veterinärmedizinischen Gründen zum Schutz des Muttertieres oder des Welpen erforderlich ist. Ist dies der Fall, so dürfen die Wurfgeschwister nicht vor dem Alter von acht Wochen getrennt werden. Eine Ausnahme ist nur dann zulässig, wenn dies dem Wohl der Tiere dient und die Personen, welche die Tiere in ihre Obhut nehmen, über die erforderlichen Möglichkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zur fachgerechten Aufzucht der Welpen verfügen.
  5. Die Katzen sind in ausreichender Menge mit geeignetem Futter und Wasser zu versorgen.
  6. Räume, in denen Katzen gehalten werden, sind sauber zu halten. Den Katzen muss eine ausreichende Anzahl von Katzentoiletten zur Verfügung gestellt werden, die entsprechend sauber zu halten sind.
  7. Den Katzen muss die Möglichkeit zum Krallenschärfen geboten werden.
  8. Wohnungskatzen ist Katzengras oder gleichwertiger Ersatz zur Verfügung zu stellen.
  9. Den Katzen müssen Beschäftigungs- und erhöhte Rückzugsmöglichkeiten geboten werden.
  10. Werden Katzen mit regelmäßigem Zugang ins Freie gehalten, so sind sie von einem Tierarzt kastrieren zu lassen, sofern diese Tiere nicht zur kontrollierten Zucht verwendet werden oder in bäuerlicher Haltung leben. [Anmerkung: Lt. Stellungnahme des Bundesministerium für Gesundheit sind mit Katzen in „bäuerlicher Haltung“ ausdrücklich nur Streunerkatzen gemeint. Eigene Katzen müssen auch von LandwirtInnen kastriert werden! Die Anwesenheit unkastrierter Streuner melden Sie bitte möglichst schnell bei einem Tierschutzverein!]
  11. Werden Tiere in Räumen gehalten, bei denen die Gefahr eines Fenstersturzes besteht, so sind die Fenster oder Balkone mit geeigneten Schutzvorrichtungen zu versehen.

Quelle: 2. Tierhaltungsverordnung

Insbesondere das Ignorieren der gesetzlich vorgeschriebenen Kastrationspflicht verursacht jedes Jahr in Österreich unvorstellbares Tierleid. Viele Katzenbabys werden von ihren BesitzerInnen brutal getötet (ertränkt, überfahren, erschlagen, …) oder ausgesetzt. Wenn die ausgesetzten Katzen überleben, bilden sie Streunerpopulationen, die sich unkontrolliert vermehren. (Ein Katzenpaar kann in fünf Jahren rein rechnerisch ca. 13.000 Nachkommen zeugen!) Diese Tiere müssen meist ohne ausreichend Futter, Witterungsschutz und tierärztliche Versorgung leben und sterben häufig langsam an Parasiten oder Katzenkrankheiten sowie an Autounfällen oder ausgelegtem Gift. Da die Tiere meist nicht an den Menschen gewöhnt sind, ist auch eine Vermittlung oft nicht möglich. Viele, meist ehrenamtlich arbeitende TierfreundInnen versuchen der Katzenschwemme durch Kastrationsprojekte Herr zu werden, was aber durch unkastrierte Freigängerkatzen immer wieder untergraben wird. (In Oberösterreich kümmert sich zum Beispiel der Verein Streunerkatzen OÖ um solche Tiere.)

Auch in Tierheimen und Tierschutzvereinen warten unzählige Katzen auf ein neues Zuhause. Selbst wenn ein Besitzer alle Babys seiner Katze an gute Plätze vermitteln kann, wird damit einer Tierheimkatze die Chance auf genau diesen guten Platz genommen.

Aber auch sonst sprechen viele Dinge für eine Kastration (auch von Wohnungskatzen):

  • Markieren: Vor allem unkastrierte Kater, aber auch manche weibliche Tiere markieren mit großem Eifer ihr Revier mit ihrem Harn und machen auch vor teuren Teppichen und Möbeln nicht Halt.
  • Stress für Mensch und Tier: Eine unkastrierte weibliche Katze wird immer wieder rollig – auch wenn sie nicht ins Freie kommt, was sich häufig durch für die BesitzerInnen kaum auszuhaltendes, dauerndes Miauen äußert. Wird die Katze nicht gedeckt, kann es sogar zur so genannten „Dauerrolligkeit“ kommen. Auch ein unkastrierter Kater ist viel unruhiger und anderen Katzen gegenüber deutlich aggressiver. Dabei steigt nicht nur die Verletzungsgefahr bei Kämpfen, sondern auch die Ansteckungsgefahr mit potentiell tödlichen Katzenkrankheiten deutlich!
  • Kastrierte Tiere streunen weniger: Sie sind nicht mehr ständig auf der Suche nach einem geeigneten Fortpflanzungspartner und bleiben mehr in der Nähe ihres Zuhauses. Das vermindert auch die Wahrscheinlichkeit von Verkehrsunfällen und ansteckenden Krankheiten!
  • Kastrierte Katzen leben länger: Durch die Entfernung der Hormondrüsen werden unangenehme oder sogar schwerwiegende Erkrankungen verhindert bzw. das Risiko, daran zu erkranken, vermindert (z.B. Brusttumore, Gebärmutterentzündungen, Hodentumore, …). Untersuchungen haben ergeben, dass kastrierte Tiere im Vergleich zu unkastrierten doppelt so alt werden können!

Viele Menschen denken, dass ihre Katze trotzdem einmal Babys bekommen soll oder möchten diese aus anderen Gründen nicht kastrieren. Diese Einstellung beruht in der Regel auf einem der folgenden häufigen Irrtümern, denen die Streunerkatzen OÖ eine eigene Seite gewidmet haben:

http://wissenswertes.streunerkatzen.org/irrtuemer.htm

Wenn du überlegst, eine (oder mehrere?) Katzen bei dir aufzunehmen, empfiehlt sich im ersten Schritt, sich über die Bedürfnisse von Katzen zu informieren, um festzustellen, ob du überhaupt als KatzenhalterIn geeignet bist.

Die wichtigsten Fragen, die du dir als zukünftige KatzenhalterIn stellen solltest, sind hier zusammengefasst:

https://www.deine-tierwelt.de/magazin/?s=voraussetzung+f%C3%BCr+die+katzenhaltung

Bitte bedenke auch, dass insbesondere Katzen in Wohnungshaltung sowie Katzenkinder niemals einzeln gehalten werden sollen (seltene Fälle von Unverträglichkeit mit Artgenossen bei älteren Katzen natürlich ausgenommen!) Vor allem junge Katzen brauchen unbedingt Spielgefährten, aber auch ausgewachsene Katzen benötigen den Kontakt zu Artgenossen. Das ist auch in ihrem Sinne – denn eine gelangweilte und einsame Katze kann ihren Unmut unter anderem durch Zerstörungswut und Unsauberkeit kundtun!

Wenn du dich nach reiflicher Überlegung dafür entscheidest, dein Zuhause mit einer oder mehreren Katzen teilen zu wollen, wende dich bitte an dein örtliches Tierheim oder eine der zahlreichen Tierschutzorganisationen, die Katzen vermitteln. Dort findest du Katzen aller Altersgruppen, die in der Regel bereits geimpft und oft sogar schon kastriert sind und man steht dir nicht nur vor der Vermittlung, sondern auch danach noch mit Rat und Tat zur Seite!

In Oberösterreich vermittelt zum Beispiel der Verein Kittenfriends ungewollte Katzen, insbesondere Babykatzen von Bauernhöfen.

Bei Fragen zur Katzenhaltung oder Problemen mit deiner Katze helfen dir Tierschutzvereine natürlich auch gerne weiter! Ansonsten kannst du dich z.B. auch an eines der vielen Katzenforen im Internet (z.B. http://www.katzenforum.at) wenden, wo sich KatzenhalterInnen zum Thema Katze austauschen.

(Quellen: Streunerkatzen OÖhttp://www.tierambulatorium.mannswoerth.at/Kastration-von-Katzen.51.0.htmlhttp://www.ris.bka.gv.at/)

Nagetiere und Kaninchen

Nagetiere und Kaninchen leiden häufig still in österreichischen Kinderzimmern. Als Kinderspielzeug missbraucht, müssen viele von ihnen ihr Leben in viel zu kleinen Käfigen in Einzelhaft verbringen. Dabei sind – mit Ausnahme des Hamsters – alle in österreichischen Haushalten üblichen Nagetiere sowie Kaninchen sehr soziale Tiere, deren Einzelhaltung als Tierquälerei bezeichnet werden kann. Da eine solche Haltung die Bedürfnisse der Tiere missachtet, kann sie auch Kindern nicht den Respekt vor Tieren beibringen.

Wenn du überlegst, ein Tier bei dir zu Hause aufzunehmen, setze dich bitte zuvor ausführlich mit den Bedürfnissen der jeweiligen Tierart auseinander. Unter http://diebrain.de findest du umfassende Informationen zu Kaninchen und vielen Nagetierarten. Auch wenn bereits Tiere bei dir wohnen, findest du hier viele interessante Infos und Tipps, z.B. zur Vergesellschaftung mit Artgenossen.

Solltest du dich zur Aufnahme eines Tieres entschließen, dann wende dich bitte an dein örtliches Tierheim oder einen der vielen Tierschutzvereine. Bitte kaufe niemals Tiere in einer Zoohandlung! Die dort angestellten Personen sind in erster Linie VerkäuferInnen, die die angebotenen Tiere und Produkte verkaufen wollen. Viele der angebotenen Tiere sind zudem krank, verhaltensauffällig, nicht vom angegebenen Geschlecht oder bereits schwanger, wenn sie verkauft werden.

Mit etwas Geduld findest du mit Sicherheit auch „dein“ Tier bei einem der zahlreichen Tierschutzvereine. Bei einem guten Verein ist eine umfassende und ehrliche Beratung und Betreuung – auch nach der Übergabe des Tieres – selbstverständlich!