Jagd

Insgesamt gibt es in Österreich etwa 123.000 JägerInnen, die im Jagdjahr 2016/2017 insgesamt 762.000 Tiere getötet haben. Noch vor wenigen Jahren lag diese Zahl bei über 1 Million getöteten Tieren.
(Quellen: OÖ Landesjagdverband; Statistik Austria: Jagd)

Die Jagd ist aus dem Bundestierschutzgesetz grundsätzlich ausgenommen. Die Jagdgesetze werden auf Landesebene beschlossen, jedes Bundesland hat daher sein eigenes Gesetz. Jagdgesetze handeln allerdings nicht vom Tierschutz und erlauben generell die sogenannte „waidgerechte“ Jagd.

NOTWENDIGKEIT DER JAGD
Von Seiten der JägerInnen werden oft der wirtschaftliche Faktor und die Befriedigung des „Jagdtriebes“ als Gründe für die Jagd angeführt. Nur 20% der in Österreich geschossenen Tiere werden auch gegessen.

Bei allen Tieren – außer Paarhufern wie Rothirsch, Reh, Gams und Wildschwein – gestehen selbst die JägerInnen ein, dass jegliche Jagd zur „Bestandskontrolle“ nicht notwendig ist.

Aber selbst bei Paarhufern regelt sich die Bevölkerungsdichte ohne menschlichen Eingriff. Im Moment allerdings werden Paarhufer seitens der JägerInnen intensiv zugefüttert, sodass im Vergleich zum selbstregulierten Gleichgewicht viel zu große Populationen vorhanden sind, die das Ökosystem Wald sehr stark belasten – und von denen dann die Jägerschaft behauptet, dass sie reduziert werden müssten. In vom WWF gepachteten Jagdrevieren des Nationalparks Hohe Tauern, in denen weder gejagt noch zugefüttert wird, wurde schon 1994 eine Untersuchung durchgeführt, die belegt, dass Paarhufer auch ohne jegliche Zufütterung ein selbst reguliertes Gleichgewicht erreichen, ohne dabei den Wald zu ruinieren. Den Bericht dazu findest du hier. Verschiedenste andere Studien, auch internationale, haben das bestätigt.

Sollten die Populationsdichten von Paarhufern tatsächlich künstlich kontrolliert werden, so muss dies keineswegs durch die herkömmliche Jagd geschehen. Tierfreundlichere Alternativen wie Verhütungsmittel wurden in manchen Regionen außerhalb Österreichs schon erfolgreich angewandt.

REHE
Durch die Winterfütterung lebten 1995 fünf mal mehr Rehe in Österreich als noch 1950. 280.000 Tiere werden jedes Jahr durch JägerInnen getötet. Das entspricht mehr als einem Viertel(!) der Population. Die natürliche Lebenserwartung eines Rehs würde bis zu 12 Jahre betragen, durch die Jagd werden die Tiere jedoch nur 4 bis maximal 7 Jahre alt.

  • 30% der geschossenen Tiere sind sofort tot
  • 10 % sterben bald
  • 60 % entkommen verletzt

Wenn die Verletzten nicht vorher vom Jäger oder der Jägerin gefunden werden, sterben sie einen langsamen, qualvollen Tod über Tage hinweg.

HIRSCHE
Um 1860 war der Hirsch aufgrund der Jagd in Österreich fast vollständig ausgerottet. Im Dritten Reich wurde in Österreich die Winterfütterung von Hirschen eingeführt. Seit 1950 hat sich daher die Population trotz intensiver Jagd vervierfacht. Unter natürlichen Umständen werden Hirsche 20 Jahre oder älter, aufgrund der Jagd erreichen sie gerade einmal ein Drittel dieses Alters. Da die JägerInnen an einem großen Geweih interessiert sind, bekommen die Tiere für schnelles Wachstum geeignetes Kraftfutter. Entsprechend werden auch hauptsächlich männliche Tiere geschossen.

  • 15% der geschossenen Hirsche sind sofort tot
  • 35% sterben bald
  • 50% entkommen zum Teil schwer verletzt

Da die Jagd meist in der Dämmerung stattfindet, wird das angeschossene Tier oft erst am nächsten Morgen gesucht und von seinem Leiden erlöst.

WILDSCHWEINE
Auch das Wildschwein ist durch die Jagd im 19. Jahrhundert weitgehend ausgerottet worden. Da Wildschweine auch des öfteren Mais und andere landwirtschaftlich angebaute Produkte verzehren, werden sie ganzjährig bejagt.

Eine gängige Jagdmethode auf Wildschweine ist die Treibjagd. Dabei werden die Tiere durch TreiberInnen aufgescheucht und den JägerInnen vor die Flinte getrieben. Diese versuchen dann, möglichst viele Tiere zu treffen.

  • 29 % der getroffenen Wildschweine sind sofort tot
  • 18 % sterben bald
  • 53 % entkommen verletzt und sterben meist erst nach einem tagelangen Todeskampf

Die natürliche Lebenserwartung von Wildschweinen beträgt etwa 20 Jahre. Die Familien werden unter natürlichen Umständen durch alte, weise Matriachinnen geführt. Die Folge der Jagd (insbesondere auf ältere, männliche Tiere als Trophäenträger) ist jedoch ein völliges Aufbrechen der natürlichen Alterspyramide der Wildschweine – nur selten lebt ein Tier länger als 6 Jahre. Durch den Jagddruck kommt es bei Wildschweinen zu einer ungebremsten Reproduktion, so ist das Fortpflanzungsalter bereits auf die Hälfte gesunken. Anstatt der natürlichen Familienzusammensetzung gibt es nur Gruppen von jungen, unerfahrenen Tieren, die sich unkontrolliert fortpflanzen. Die Anzahl der Tiere sagt also nichts darüber aus, ob die Wildschweinpopulation gesund ist. Weiters müssen die Wildschweine als eigentlich tagaktive Tiere ihre Aktivitätszeit aufgrund der Jagd immer mehr in die Nacht verlegen.

FASANE
100.000 Fasane werden jedes Jahr in Österreich in Fasanbrütereien für die Jagd gezüchtet. Die Tiere werden in Massentierhaltungen aufgezogen und nur zum Zweck der Jagd ausgesetzt. Die Fasane sind eigentlich nicht in Österreich heimisch und stellen für die heimischen Reb- und Birkhühner, welche am Rand der Ausrottung stehen, eine Konkurrenz dar.

Den Fasanen in den Fasanerien werden, damit sie sich aufgrund der Enge nicht verletzten, häufig die Schnäbel kupiert. Vielen Tieren werden darüber hinaus Masken oder sogenannte Blinker aufgesetzt, die mittels eines durch den Schnabel gezogenen Stahlstiftes fixiert sind.

Vor dem Freilassen werden die Tiere in Außenvolieren umgesiedelt. Wenn die Tiere hier auffliegen, verhängen sie sich oft im Volierengitter und strangulieren sich selbst.

2 bis 4 Wochen vor der Jagd werden die Fasane endlich ausgesetzt. Rechtlich gesehen ist dies allerdings nur zur „Bestandsstützung“ erlaubt. Auch in der Freiheit werden die Tiere noch zugefüttert und Fuchs, Mader und Wiesel als deren Feinde getötet. Die JägerInnen bezahlen hohe Summen für die Jagd auf die zahmen Tieren und bekommen dafür bestimmte Abschusszahlen garantiert.

Bei der Jagd werden die Fasane durch TreiberInnen in die Luft gescheucht, da sie nur in der Luft „waidgerecht“ getötet werden können. Weil die Tiere im Flug viel schwerer zu treffen sind, sind die Fasane oft nicht sofort tot. Die verletzten Fasane werden am Boden häufig durch Hunde getötet.

  • 49% der getroffenen Fasane sind durch den Schock sofort tot
  • 25 % fallen schwer verletzt zu Boden
  • 26 % entkommen getroffen und sterben meist einen langsamen Tod

80% der in Massentierhaltungen aufgezogenen und anschließend erschossenen Fasane werden nicht gegessen, sondern entsorgt. Sie dienten nur der Befriedigung der Schießlust einiger JägerInnen.

Auch Stockenten werden in Enterien in Massen gezüchtet, um dem zahlenden Jagdgast als Zielscheibe zu dienen.

FÜCHSE
Über 66.000 Füchse wurden 2016/2017 im Zuge der Jagd getötet. Der Fuchs wird ganzjährig bejagt. Ohne Jagd würden Füchse 12 Jahre alt, durch die Bejagung gibt es in Österreich jedoch kaum Füchse, die älter als 5 Jahre sind. Füchse leben eigentlich in Familienverbänden, wo sich nur das älteste Weibchen fortpflanzt und somit eine natürliche Bestandskontrolle besteht. Beide Elternteile sowie die weiblichen älteren Geschwister kümmern sich unter natürlichen Umständen gemeinsam um die Jungtiere. Dieses natürliche Sozialgefüge wird durch die Jagd allerdings massiv gestört.

Früher wurde die Fuchsjagd mit der Bekämpfung der Tollwut begründet. Durch Impfungen ist die Tollwut heute allerdings ausgerottet. Mittlerweile weiß man darüber hinaus sogar, dass die Jagd die Verbreitung der Tollwut sogar fördert. Füchse, die nicht bejagt werden, bilden, wie erwähnt, stabile Reviere und Familienstrukturen mit natürlicher Populationskontrolle. Werden diese natürlichen Strukturen durch den Tod der älteren Tiere zerstört, kommt es zu unkontrollierter Vermehrung (sogar eine Dezimierung um 2/3 (!) des Herbstbestandes wird so bis zum nächsten Jahr ausgeglichen) und vor allem zu Wanderbewegungen, da durch Abschuss der Altfüchse frei gewordene Reviere sofort von Jungtieren aus anderen Revieren nachbesetzt werden. Diese durch die Jagd verursachten, unnatürlich häufigen Wanderbewegungen führen erst zur weiten Verbreitung der Tollwut und anderer Krankheiten. Nähere Informationen zur speziellen Populationsdynamik der Füchse findest du hier.

Da der Fuchs jedoch Hasen und (für die Jagd freigelassene) Fasane tötet, welche die JägerInnen selbst erschießen wollen – und natürlich aus Spaß an der Fuchsjagd selbst – wird er trotzdem weiter verfolgt.

Natürlicherweise würden sich bei Füchsen Vater und Mutter gleichermaßen um den Nachwuchs kümmern. Da die Jagd auf Füchse jedoch ganzjährig erlaubt ist, haben viele Fuchskinder nur noch ein Elternteil. Wird dieses getötet, müssen die Jungtiere, wenn sie nicht durch JägerInnen gefunden und getötet werden, verhungern.

Die häufigste Jagdmethode auf Füchse ist die Baujagd. Dabei werden Hunde in den Fuchsbau geschickt. Vor allem, wenn sie Nachwuchs haben, stellen sich die Füchse den Hunden zum Kampf. Der Hund verbeißt sich in den Fuchs und zieht ihn aus dem Bau. Die Hunde und Füchse werden anschließend vom Jäger getrennt. Bei dem Kampf kommt es natürlich sowohl bei Fuchs als auch Hund zu – manchmal schweren – Verletzungen.

Die Hunde werden für die Baujagd trainiert – dies geschieht häufig mit Hilfe von gefangengehaltenen Füchsen.

Auch Dachse werden bei der Baujagd jedes Jahr getötet (2016/2017: ca. 8.000 Tiere). Da diese noch wehrfähiger als Füchse sind, kommt es hier regelmäßig zu schweren Verletzungen bei den Jagdhunden.

Wer Tiere auf andere Tiere hetzt, ist in Österreich der Tierquälerei schuldig – ausgenommen, es sind JägerInnen bei der Jagd, denn diese ist ja vom Tierschutzgesetz ausgenommen …

HAUSTIERE
Geschätzte 30.000 Hauskatzen und Haushunde werden jedes Jahr in Österreich durch JägerInnen getötet.

GEFÄHRDETE TIERARTEN
Jagd trägt/trug maßgeblich zur Ausrottung und/oder Gefährdung verschiedener Arten bei (z.B. Auerhahn, Nerz, Bär, Wolf, Luchs, Adler, Steinbock etc.). Insbesondere große Raubtiere werden von der Jägerschaft als „Konkurrenz“ bis heute bekämpft!

SCHROT
Auf Kleinsäuger wie Hasen oder Füchse wird mit Schrot geschossen. Dieses streut sehr weit und trifft alle Lebewesen im Umkreis, tötet aber nur selten, sondern verletzt nur schwer. Etwa 100.000 Hasen werden jedes Jahr mit Schrot getötet. Die Schrotkugeln bestehen aus Blei, einem gefährlichen Umweltgift. Die Jagd setzt doppelt so viel Blei in die Umwelt frei, wie die gesamte Industrie – und zwar 400 Tonnen pro Jahr.

Linktipp: Viele Informationen zu Füchsen und Auswirkungen der Fuchsjagd findest du unter http://www.fuechse.info/

Filmtipp: Odysso-Beitrag über die wahren Gründe der Jagd: http://www.youtube.com/watch?v=7Oxz5Z8qQSI&feature=player_embedded

(weitere Quellen: „Die Jagd in Österreich“ (Dokumentationsfilm), Verein gegen Tierfabriken)