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Antischlachthoftage



An der Bushaltestelle kurz vor dem Schlachthof Linz leuchtet ein AMA Rindfleischwerbeplakat. Schon in den frühen Morgenstunden wird hier Billigware angeliefert, Transporter teils mit ausländischem Kennzeichen, schaffen Massen von noch lebenden Fleisch an. Der Gestank von Schweiß, Blut und Gedärmen liegt in der Luft.

Wenige Strassen weiter wird ein Kälbchen in der Peltzoldstrasse verladen. Die Rinderbörse hat in den vergangenen Jahren ein umfassendes Lebend und Schlachtviehservice aufgebaut. Jährlich werden über 82.500 Rinder und Kälber (Stand 2009) über die Österreichische Rinderbörse vermittelt. Tierqualmeldungen wie die vom Schicksal einer Kuh, die mit gebrochenem Kreuz mit Schaum vorm Mund stundenlang im Dreck lag, während ihr die Innereien aus dem Leib drangen, flackern nur kurz, zwischen Fleischleibchen- und österreichischen Rindsteakwerbungen, durch die Medienlandschaft.

In großen Buchstaben prangt der Schriftzug „C’est la vie – Das Leben ist ein Fest“ auf der Außenmauer des Schlachthofes Handelbauer. Gleich daneben drängen sich dicht Fleischerei, Wurstgeschäfte und Schlachtmaschinenfirmen aneinander. Lachende rote Einkaufssackerln und unschuldige Zeichnungen lachender Kühe vernebeln den Blick auf die Realität. Der Tod ist ein Geschäft.

4. Februar 2012:

Das Auge der Überwachungskamera ist auf den Vorplatz des Schlachthofes gerichtet.

In klirrender Kälte nähern sich vier Menschen dem Gebäude, drei tragen Tier bzw. Totenkopfmasken und Transparente. Mit klammen Fingern entrollen sie die Transparente: „Tiere sind keine Ware!“ Tiere, als Dinge, als Waren in unserer überfüllten Konsumgesellschaft degradiert, zu Sklaven gemacht, ihre geschundenen Körper dienen als Gaumenkitzel. „Mord an Wehrlosen!“ Das Aufschlitzen der Kehlen hinter den Mauern muss an die Öffentlichkeit dringen. Der Konsument/die Konsumentin soll durch Werbung nicht belogen werden, die Steuergelder durch zwanghafte Aufrechterhaltung einer ausbeuterischen Wirtschaftsmacht nicht verschwendet werden. Aufgeklärte Menschen wollen über ihr Leben, über ihren Konsum selbst bestimmen können, wollen ihre Gesundheit nicht durch BSE und Antibiotika- verseuchtes Fleisch aufs Spiel setzen. „Freiheit für Mensch und Tier!“

In der Ferne heulen Sirenen, 2 Minuten – nicht alle Menschen sind mit der Aktion einverstanden. Tierrechtler- und -befreier/-innen gelten hier zu Lande als „Terroristen“. Ein Polizeiwagen kreist um den Schlachthof. Die Aktion wird abgebrochen. Die Kundgebung ist nicht angemeldet.

Doch vielleicht hatten andere mehr Glück und vielleicht gibt es bald immer mehr Menschen, die aufstehen, um sich für Rechte der Rechtlosen einzusetzen. Die Antischlachthoftage fanden in ganz Österreich von 29.1 bis 4.2. statt.

(Verfasser_in anonym)